COUCH-GESCHICHTEN

COUCH-GESCHICHTEN 11.22 – Jugendliebe

Zart schmiegt sich die Musik in ihr Ohr. Vögel singen leise im Hintergrund.
Ein Klavier, das Moll und Dur abwechselnd spielt.
Es erzählt ihr eine Geschichte.
Eine Geschichte von ihr, als sie sich zum ersten Mal verliebte.

Er hieß Rudi.

Sie lernte ihn bei einem Urlaub mit ihren Eltern in den Bergen kennen. Sie war vierzehn, er fünfzehn. Seine Familie war im selben Gästehaus eingemietet.

Er und sie bauten im Sandkasten für ihre Geschwister eine große Burg. Sie spielten Tischtennis und streiften in den angrenzenden Wäldern umher. Da war in einem Winkel des Waldes ein kleines Rinnsal. Er hatte die Idee, dieses Wasser umzuleiten, aufzustauen und vieles mehr. Einen ganzen Nachmittag verbrachten sie da. Sie hatten immer was zu reden und verstanden sich sehr gut.

Der Urlaub war bald zu Ende und es ging wieder heimwärts, er in die Großstadt zurück und sie in ihre kleine Gemeinde.

Dann kam er im folgenden Sommer zu ihr auf Besuch. Für ihn war das Leben auf dem Land in einem großen Haus ungewöhnlich. Er half bei den Bauarbeiten für eine Garage ihrem Vater. Und er war stark.

Sie neigt ihren Kopf zurück und genießt die Erinnerung.

Sie schliefen im selben Zimmer. Beim zu Bett gehen sagte er ihr noch, dass sie beide einmal heiraten würden. Da war sie noch gar nicht verliebt in ihn. Erst am nächsten Tag, als sie im Wald spazieren gingen passierte es. Sie fanden auf einer großen Lichtung einen Jägerstand und kletterten hinauf. Als sie bequem oben saßen nahm er ihre Hand und berührte sie am Oberschenkel. Da war es um sie geschehen. Das erste Mal verspürte sie ein ihr noch unbekanntes Gefühl durch ihren Körper strömen, ein wunderbares Gefühl.

Sie sahen sich tief in die Augen und küssten sich. Es war für beide das erste Mal.

Tief atmet sie ein und aus … ganz langsam. Sie kann das Gefühl jetzt noch spüren, das sie damals hatte.

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COUCH-GESCHICHTEN 10.22 – Abstand

COUCH-GESCHICHTEN 12.22 – Herbst im Frühling

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COUCH-GESCHICHTEN

COUCH-GESCHICHTEN 10.22 – Abstand

Sie liegt auf dem Sofa und entspannt sich. Sie hat viel geschafft. Die Therapeutin freute sich mit ihr, dass ihr das alles gelungen ist. Sie hatte „nein“ gesagt, und das zu ihren nächsten Angehörigen.

Sie wusste lange nicht, wie sie ihnen das, dass sie einen Abstand braucht, beibringen könnte. Sie wollte die Eltern nicht verletzen. Aber sie braucht Zeit für sich, Zeit um alles richtig einordnen zu können, Zeit um zu sich zu kommen, Zeit um die alten Geschichten zu verarbeiten. Und sie schrieb es ihnen.

Angst hat sie gehabt, dass sie mit Vorwürfen konfrontiert werden würde. Aber nichts davon kam. Bereitwillig schrieben beide: „Du hast alle Zeit der Welt.“

Ja, sie hat alle Zeit der Welt. Und jetzt wo der Abstand geschaffen ist, fühlt sie sich unsäglich frei. Frei, sich entwickeln zu können, frei um ihre Persönlichkeit entfalten zu können, frei von negativen Einflüssen.

Sehr beruhigend empfindet sie diese Erkenntnis und gleitet in einen traumlosen Schlaf…

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COUCH-GESCHICHTEN 9.22 – Das Gewitter

COUCH-GESCHICHTEN 11.22 – Jugendliebe

MOMENTE

MOMENT 5.22 – Nachtgedanken

Hallo Ihr Lieben!

Es ist schon nach Mitternacht. Nach dem entspannenden Stricken habe ich meinen Laptop vor mir. Ich sitze in meinem gemütlichen Couchsessel, die Beine hochgelagert, habe eine Tasse dampfenden Kakao auf dem Tischchen neben mir. Im Hintergrund leise Entspannungsmusik.

Meine Gedanken sind auf Wanderschaft, einmal in der Zukunft, dann wieder in der Vergangenheit, und wieder in die Gegenwart. Wertfrei durchstreife ich Erlebtes, vor mir liegendes, Träume begegnen mir, die noch ihrer Erfüllung harren. Ich lasse meine Gedanken fließen, lasse sie kommen und wieder vorbeiziehen. Ein Wohlgefühl begleitet mich dabei.

Da werde ich mir bewusst, wie zufrieden und glücklich ich bin. Nach vielen jahrelangen Wirrnissen und Widrigkeiten bin ich endlich angekommen. Ich habe gelernt mit meiner Krankheit umzugehen. Ich habe gelernt meinen Stimmungen entgegenzusteuern und immer wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Von Tag zu Tag gelingt mir dies besser.

Ich spüre eine tiefe Dankbarkeit allen Wesen gegenüber, die mich bis jetzt positiv begleitet haben.

Ich spüre eine tiefe Zufriedenheit.

Ich spüre ein tiefes Lebensgefühl mit Vorfreude auf das was noch kommen wird.

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Ich wünsche Euch allen da draußen eine ebensolche Zufriedenheit und Ruhe,
wie ich sie verspüre.
Gute Nacht Euch allen.
Alles Liebe von Eurer

Maria

MOMENT 4.22 – Lesestunde

MOMENT 6.22 – Abschied

COUCH-GESCHICHTEN

COUCH-GESCHICHTEN 9.22 – Das Gewitter

Sachte streicht er ihr über den Arm, wiegt ihre Haarspitzen hin und her. Sie sitzt im Gras und lässt ihn gewähren, den Wind, der freundlich lau über das Gras weht, das sich gleichförmig bewegt und sich fröhlich in den Himmel streckt.

Am Horizont machen sich tiefgraue Wolken auf den Weg zu ihrer Wiese. Schon spürt sie, fast unbemerkbar, den stärker werdenden Wind in ihrem Gesicht. Eigentlich sollte sie jetzt zurückkehren und nicht mehr auf der Almwiese bleiben. Doch die Idylle hält sie fest.

Es ist ruhig geworden im angrenzenden Wald. Die Luft flirrt von der stehenden Hitze. Sie hört keinen Vogel piepen. Nur den Wind hört sie durch die Blätter rauschen. Regungslos sitzt sie da. Lange schon hat sie sich nicht mehr so entspannt gefühlt wie jetzt.

Doch nun nimmt der Wind Fahrt auf. Die grauen Wolken nähern sich unaufhaltsam der Wiese. Sie öffnet die Augen und sieht die Wolken. Erschrocken springt sie auf, packt ihre Sachen, und macht sich auf den Weg zur nächsten Hütte.

Leicht fängt es an zu nieseln. Die Wolken sind nun auf dem nahen Bergrücken und als sie am Gipfel sind, fallen sie in einem enormen Tempo auf der anderen Seite wieder runter und sind plötzlich da, bei ihr. Der Regen nimmt zu und ein nahes Donnergrollen lässt sie ängstlich werden. Bis zur nächsten Hütte ist es noch weit. Es regnet mit einem Mal in Strömen, und da ist das Gewitter auch schon da. Es blitzt und kracht in kleinen Abständen.

Schon durchnässt beginnt sie zu laufen. Sie rennt was das Zeug hält. Große Angst macht sich breit. Neben ihr, über ihr und hinter ihr fahren Blitze in die Erde. Ohrenbetäubendes Krachen nimmt ihr den Atem. Alle Vorsichtsmaßnahmen, wie man sich verhalten soll bei Gewitter, hat sie vergessen.

Da sieht sie in der Ferne ein kleines Licht flackern. Das muss die Hütte sein, denkt sie und läuft noch schneller. Sie ist schon völlig außer Atem und die Kräfte verlassen sie langsam. Sie muss ihr Tempo verringern. Aber die Hütte ist schon nah. Keuchend erreicht sie den rettenden Unterstand vor der Hütte und drückt sich an die Hauswand. Endlich Schutz. Es öffnet sich die Hüttentür und der Wirt lässt sie hinein. Triefend nass bis auf die Haut setzt sie sich auf einen Stuhl und bibbernd beginnt sie zu weinen. Der Schreck sitzt ihr tief in den Gliedern.

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COUCH-GESCHICHTEN 8.22 – Die Farbe Weiß II

COUCH-GESCHICHTEN 10.22 – Abstand

COUCH-GESCHICHTEN

COUCH-GESCHICHTEN 8.22 – Die Farbe Weiß II

Nun bröckelt ihr Weiß. Ganz langsam hat es begonnen, das Bröckeln, schleichend, und endete in einem fulminanten Erdbeben. Sie ist in ihren Grundfesten erschüttert. Weiß kommt ihr mit einem Mal so farblos vor. Jedoch ist Weiß die Summe aller Farben.

Weiß war ein Schutzwall. Das ist es jetzt nicht mehr. Schutzlos ist sie nun den Widrigkeiten des Lebens ausgesetzt, denkt sie. Die Trümmer ihrer Mauern von Weiß liegen verstreut herum und sie weiß nicht, ob sie anfangen soll, das Weiß wieder zusammenzufügen. Aber ein bisschen Farbe wäre schön und neu.

Sie muss wohl dem Weiß eine Alternative entgegensetzen…

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COUCH-GESCHICHTEN 3.22 – Die Farbe Weiß I

COUCH-GESCHICHTEN 7.22 – Der Walzer

COUCH-GESCHICHTEN 9.22 – Das Gewitter

COUCH-GESCHICHTEN

COUCH-GESCHICHTEN 7.22 – Der Walzer

Gebeugt sitzt sie auf dem Sessel vor dem Tisch und näht. Teil um Teil fügt sie mit kleinen Nadelstichen aneinander. Es sind Sechsecke in verschieden Farben und Mustern. Sorgfältig hat sie diese vorher ausgeschnitten und nach einer Vorlage geordnet.

Sie ist traurig. Ihre Gedanken sind meilenweit entfernt von ihrer Arbeit. So vieles hatte sie sich vom Leben erhofft. Geträumt hatte sie und sich in ihrer Jugend ausgemalt, wie es mal sein würde, wenn sie erwachsen ist. Viele Kinder wollte sie, eine ganze junge Schar. Aber das ist nicht eingetroffen.

Im Hintergrund Musik. Der Radioredner kündigt einen Walzer an.

Als ihre Ohren die ersten Töne der Musik aufnehmen, blickt sie ungläubig auf. Es war der Walzer, den sie als junges Mädchen gerne gehört hat. Sie fühlt sich zurückversetzt in ihre Jugend. Sie atmet tief durch und richtet sich auf.

Der Walzer

Die Noten fließen ihr zu, erinnern an vergangene aufgenommene Töne. Leicht wiegt sie ihren Oberkörper im Rhythmus des Dreivierteltaktes. Die Musik nimmt sie an der Hand, im Walzertakt lässt sie sich forttragen. Ihre Füße beginnen zu zappeln. Dann kann sie sich nicht mehr halten, sie steht auf und beginnt sich im Kreis zu drehen, erst zaghaft, dann schon schneller. Die Musik reißt sie mit. Schwungvoll und elegant bewegt sie sich durch den Raum. Im Vorbeirauschen am Radio dreht sie am Lautstärkeknopf. Immer mehr wächst sie empor, von der gebeugten Haltung ist nichts mehr zu sehen.

Jetzt war sie wieder da, diese Leichtigkeit, der jugendlichen Frische…

Sie ist schon ganz außer Atem. Die Musik spitzt sich zu und endet in einem fulminanten Schluss.

Der Walzer der eben noch den Raum erfüllte verhallt. Was bleibt ist ein Zauber der sie aufhorchen lässt und in Aufbruchstimmung versetzt. Sie fühlt sich jung wie selten und wird sich bewusst, dass zwar der Körper altert, aber der Geist nicht.

Sie nimmt sich vor, mehr darüber nachzudenken…

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COUCH-GESCHICHTEN 6.22 – Der Garten

COUCH-GESCHICHTEN 8.22 – Die Farbe Weiß II

COUCH-GESCHICHTEN

COUCH-GESCHICHTEN 6.22 – Der Garten

Vogelgezwitscher dringt an ihr Ohr. Sie sitzt auf einer Bank aus weiß getünchtem Eisen. Ein Gitter hält sie über dem Boden. Verschnörkelt geschmiedet schmiegt sich die Lehne an ihren Rücken. Eine hoch aufragende weiße Lampe, in der Erde verankert, neben der einsamen Bank, erleuchtet diese nächtens mit einem sanften Trichterstrahl.

Aber jetzt wärmt die Sonne mit ihren warmen gefühlvollen Händen ihren Körper. Sie schließt die Augen und wendet das Gesicht zur Sonne. Stille. Nur die Vögel trällern ihre Lieder und eine Hummel brummt von einer Blume zur nächsten.

Als sie sich etwas bewegt, knirscht der Sand unter ihren weißen Schuhen. Die Bank steht an der Spitze eines Gartens mit nur weißen Blütenpflanzen. Hinter ihr ragen Birken mit ihrem weißen Mantel in den Himmel. Ganz sachte hört sie deren Blätter im Wind federn.

Das große weiße Eingangstor am anderen Ende des Gartens ist fest verschlossen und lässt auch keinen Blick in den Garten. Mächtig steht es holzen da und hält jeder Annäherung von außen stand. Den Garten umringt ein dichtes und hohes Zedernband.

In der Mitte des Gartens tummeln sich Vögel im weißen marmornen mit Wasser gefüllten Bad. Sie flattern mit ihren Flügeln ins Wasser, um das köstliche Nass auf ihre zierlichen Körper zu tropfen. Ein Spiel, an dem sie sich nicht satt sehen kann.

Und sonst … überall weiße Blumen. Nelken, Rosen und Callas, alle fein gepflegt von unsichtbarer Hand. Und dazwischen Wege, bestreut mit weißem Kieselsand.

Niemand stört die Idylle und sie kann ihre Seele baumeln lassen…

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COUCH-GESCHICHTEN 5.22 – Der Brief

COUCH-GESCHICHTEN 7.22 – Der Walzer